Ergebnisse zum Schlagwort: Community Nursing

Antrag 04 – Community Nursing – Ein Projekt mit Verbesserungs-Potenzial

der AUGE/UG – Alternative, Grüne und Unabhängige GewerkschafterInnen
zur 177. Vollversammlung der Arbeiterkammer Wien am 11. Mai 2022

Antrag mehrheitlich abgelehnt:
ÖAAB, FA, LP, Türk-is, BDFA: ja
GA, ARGE, GLB, Kom.: für Zuweisung
FSG, FAIR: nein

Um Community Nursing als Teil einer Pflegereform in Österreich erfolgreich zu verankern, sind folgende Maßnahmen erforderlich:

  • Community Nursing als anrechenbare Zusatzqualifikation für Gesundheits- und Krankenpflegepersonen: Um (wie im österreichischen Community Nursing vorgesehen) in einer Gemeinde die Bedarfslagen von Bevölkerungsgruppen erfassen, aufgreifen und umsetzen zu können, sind Kompetenzen aus dem Bereich der Sozialforschung erforderlich. Community Nurses sollten mittels geeigneter Weiterbildungsangebote Zugang zu diesem Fachgebiet erhalten, und das dadurch gewonnene Spezialwissen im Rahmen ihrer weiteren Qualifizierungs- und Berufslaufbahn verwerten können.
  • Vertrauen in die Entscheidungsfähigkeit und Kompetenz von Pflegekräften ist eine Grundbedingung für die erfolgreiche Umsetzung von Community Nursing.
  • Erweiterung der berufsrechtlichen Kompetenzen: Ausstellung von Verordnungsscheinen für Pflegeartikel und bestimmte Medikamente, Anordnung von definierten Screening Tests. Dazu braucht es Änderungen im Gesundheits- und Krankenpflegegesetz.
  • Integraler Bestandteil mobiler Dienste mit einer engen Anbindung an die Primärversorgung, insbesondere an die Gesundheitszentren.
  • Erweiterung von Community Nursing auf Community Health Nursing unter Einbeziehung von Expert*innen aus unterschiedlichen Bereichen der Primärversorgung und der Langzeitpflege. 
  • Ein Schwerpunkt der ersten Phase der Umsetzung von Community Nursing in Österreich liegt auf der Vorbeugung von Pflegebedürftigkeit hochaltriger Bevölkerungsgruppen. Europäische und österreichische Beispiele zeigen, dass Pflegebedürftigkeit verhindert oder verzögert werden kann, wenn Menschen möglichst lange Zeit am sozialen Leben teilnehmen. Insofern sollte eine Kooperation von Pflege und Sozialarbeit im Rahmen des Community Nursing die Wirksamkeit des Community Nursing sicherstellen.
  • Finanzierung von Community Nursing durch den Bund, um einheitliche Standards unter Berücksichtigung von unterschiedlichen regionalen Bedarfslagen sicherzustellen.
  • Attraktive Entlohnungs- und Arbeitszeitmodelle, welche die Arbeitszufriedenheit erhöhen und damit eine langfristige Tätigkeit von Menschen in diesem Bereich ermöglichen.
  • Im Rahmen von Community Nursing sollten auch technische Hilfsmittel zum Einsatz kommen, die geeignet sind, das selbständige Leben von Menschen mit Pflegebedarf zu unterstützen und dadurch Pflegepersonen zu entlasten. Europäische Beispiele zeigen, dass in der außerstationären Pflege eine staatliche Finanzierung technischer Hilfsmittel wesentlich zum Erfolg derartiger Unterstützungsangebote beiträgt.  Auch in Österreich sollten dafür Strukturen geschaffen werden.

Die 177. Vollversammlung der Arbeiterkammer Wien möge beschließen:

Die Arbeiterkammer Wien fordert die Bundesregierung auf, die erforderlichen Maßnahmen und Verbesserungen nach den oben skizzierten Punkten in das Community Nursing zu implementieren. 

Das im Regierungsprogramm verankerte Projekt Community Nursing, das im Rahmen des österreichischen Aufbau- und Resilienzplans umgesetzt werden soll, enthält Möglichkeiten zur Professionalisierung im Gesundheits- und Sozialbereich, vorerst allerdings ausschließlich für den „gehobenen“ Pflegebereich. Bis Ende 2024 sollen mit den Mitteln der EU in der Höhe von 54,2 Millionen Euro in 500 Gemeinden Community Nurses eingesetzt werden. Nach einer Evaluation soll es in die Regelfinanzierung übergeführt werden. 

Hauptaufgabe ist die wohnortnahe Gesundheitsförderung und Prävention sowie die Unterstützung von Menschen in jeder Lebenslage bei der Bewältigung des Alltags. Während das österreichische Konzept den Fokus der Tätigkeit auf Information und Koordination legt, agieren international erfolgreiche Modelle (Kanada, Dänemark, Finnland, Niederlande) mit dem Schwerpunkt auf Public Health. Hier bieten multiprofessionell zusammengesetzte Teams aufeinander abgestimmte und integrierte Versorgungsangebote an. Auch in Österreich wäre ein flexibles und bedarfsorientiertes mobiles Unterstützungsangebot für Menschen mit Pflegebedarf und deren Angehörige, das über Koordination und Information hinaus geht, dringend erforderlich.

Community Nursing sollte Teil einer umfassenden Pflegereform sein. Es ist notwendig, Pflege teilweise neu zu denken und zu organisieren, um sowohl die Arbeitsbedingungen für die Pflegekräfte zu verbessern, als auch die Dienstleistung für Menschen mit Pflegebedarf und deren Angehörige bedarfsgerecht zu gestalten.

Antrag 02 / Community Nursing

der AUGE/UG – Alternative, Grüne und Unabhängige GewerkschafterInnen
zur 174. Vollversammlung der Arbeiterkammer Wien am 11. November 2020

Antrag mehrheitlich zugewiesen:
ÖAAB, Persp, FAIR, ARGE, GLB, Türk-is, Kom., BDFA: ja
FSG, FA, GA: für Zuweisung

Antragsbehandlung im Ausschuss Soziale Sicherheit und gesellschaftlicher Zusammenhalt

Die 174. Vollversammlung der Arbeiterkammer Wien möge beschließen:

Die AK Wien setzt sich dafür ein, dass die Arbeiterkammer die Pflegereform durch ein  Monitoring begleitet und unterstützen wird, mit dem Ziel besserer Arbeitsbedingungen für die beteiligten Berufsgruppen.

Darüber hinaus setzt sich die AK Wien dafür ein, dass Community Nursing nicht nur im ländlichen Raum, sondern auch in Wien umgesetzt wird.

Laut Definition der WHO handelt es sich bei Community (Health) Nursing um eine Form von Unterstützung für Menschen mit Pflegebedarf, welche die „Kompetenzen der Pflege, des öffentlichen Gesundheitswesens und der (…) Sozialen Arbeit verbindet, und Gesundheitsförderung, verbesserte – auch soziale – Umwelt-Bedingungen und Rehabilitation bei Krankheit und Behinderung anbietet. (vgl. World Health Organization (‎2017)‎. Enhancing the role of community health nursing for universal health coverage.1)

Das österreichische Gesundheitsministerium hat einen österreichweiten, breit angelegten Konsultationsprozess eingeleitet, um im Rahmen einer umfassenden Pflegereform die Einführung von Community Nursing in Österreich vorzubereiten. Im Zuge dieser Reform sollen auch problematische Aspekte aktueller Pflegesituationen, wie Überlastung von Angehörigen, unklare Arbeitsverhältnisse in der 24 Stundenpflege, unzureichende personelle Besetzung vieler Pflegeinrichtungen, Zersplitterung und fließbandartige Durchführung mobiler Pflegeleistungen etc. behoben werden.

Das Vorhaben, Pflege künftig unter Einbeziehung der Gemeinschaft, also im Rahmen von ‚Communities‘ neu zu organisieren, gibt Anlass zur Hoffnung auf verbesserte Arbeitsbedingungen für die beteiligten Pflege-, Sozial- und Gesundheitsberufe und wird daher aus ArbeitnehmerInnensicht begrüßt.
Insbesondere sollte diese neue Form, Menschen mit Pflegebedarf und deren Angehörige professionell zu unterstützen, dazu führen, dass Pflegepersonen und SozialarbeiterInnen

  • mehr Mitsprachemöglichkeiten wahrnehmen,
  • eigenständige fachliche Entscheidungen treffen,
  • in Teams mit flachen Hierarchien arbeiten,
  • Zeitdruck abbauen,
  • die Arbeit auf Basis professioneller Beziehungen durchführen,
  • in der Gemeinde Ansehen und Wertschätzung genießen,
  • und ihre beruflichen und persönlichen Kompetenzen optimal einbringen können.

In Verbindung mit einer deutlich angehobenen Bezahlung und fair geregelten Arbeitszeiten sollten diese Merkmale dazu beitragen, dass Personen in Pflege- und Sozialberufen bleiben, und die Arbeitszufriedenheit der genannten Berufsgruppen deutlich steigt.
Angesichts der aktuell äußerst schwierigen Situation der Hauskrankenpflege in Wien, wäre es zu wünschen, dass die oben skizzierte Pflegereform nicht nur in den Bundesländern, sondern auch in Wien auf Bezirks-, Stadteil- oder ‚Grätzel‘-Ebene umgesetzt wird.

1 https://apps.who.int/iris/handle/10665/255047, aufgerufen am 1.9.2020, eigene Übersetzung

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