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Markus Koza am 18.10. zu Besuch in Salzburg – sozialökonomische Beschäftigungsprojekte

Am 18.10.2021 hatten wir Besuch vom GRÜNEN Nationalratsabgeordneten & Sprecher für Arbeit und Soziales, Markus Koza. Markus war jahrelang in der Gewerkschaftsarbeit tätig und hat daher einen guten Blick für unsere Anliegen. Gemeinsam mit ihm hat Klaus Brandhuber, Landessprecher der AUGE/UG Salzburg, Vorstandsmitglied der Salzburger Arbeiterkammer und bundesweiten AUGE/UG sowie Betriebsratsvorsitzender im Diakoniewerk Salzburg,  verschiedene Einrichtungen besucht, die sich der Integration am Arbeitsmarkt widmen.

Markus Koza zum Thema Arbeitslosigkeit und Integrationsprojekte: „Die Arbeitslosigkeit sinkt erfreulicherweise und liegt aktuell sogar unter Vor-COVID19-Krisenniveau. Der Aufschwung ist schneller gelungen als erwartet – aber bedauerlicherweise nicht bei allen angekommen. Die Zahl der Langzeitbeschäftigungslosen ist mit rund 120.000 Betroffenen immer noch sehr hoch. Weiterbildung, Qualifizierung und Hilfe bei der beruflichen Umorientierung allein reichen oft genug nicht aus, um Job-Perspektiven zu schaffen. Es braucht auch Beschäftigungsinitiativen inklusive „Training on the Job“ die dabei helfen sollen, in der Arbeitswelt wieder Fuß zu fassen. Sozial-ökonomische Projekte wie etwa der „Bauchladen“ sind derartige Initiativen. Hier werden insbesondere Frauen bei ihrem Wiedereinstieg ins Berufsleben und eine eigenständige finanzielle Zukunft unterstützt. Derartige Beschäftigungsinitiativen werden oft als „zweiter Arbeitsmarkt“ bezeichnet.

Und den braucht es dringend, weil immer mehr Menschen aufgrund Qualifikation, gesundheitlicher Beeinträchtigung, familiärer Verpflichtungen oder wegen des Alters immer schwerer haben, ein Job am sog. „ersten Arbeitsmarkt“ zu finden, aber arbeiten und ein finanziell eigenständiges Leben führen wollen. Der „zweite Arbeitsmarkt“ wird an Bedeutung gewinnen – nicht zuletzt auch, weil er Aufgaben erfüllt – etwa in Bereichen der ökologischen Kreislaufwirtschaft, des Upcyclings und regionaler Dienstleistungen – die vom „Markt“ nicht in diesem Ausmaß erbracht werden. Und er schafft die Voraussetzungen dafür – was ja auch regelmäßig passiert und auch Ziel ist – auch wieder am „ersten Arbeitsmarkt“ eine Arbeit zu finden.

Sozial-ökonomische Projekte gehören stärker gefördert und ausgebaut. Es braucht finanzielle und Planungs-Sicherheit – etwa über längerfristige Förderverträge. Es braucht aber auch strukturelle Reformen, die es Betroffenen ermöglicht, bei Bedarf auch länger in derartigen Beschäftigungsprojekten zu verbleiben. Auch das wird Thema bei der Arbeitsmarktreform sein müssen.“

Mit dabei waren u.a. auch Julia Fellner, von den GRÜNEN Salzburg und AK-Rätin der AUGE/UG Salzburg, sowie Anna Schiester, Sprecherin für Soziales, Integration, Jugend, Frauen im Gemeinderat der Stadt Salzburg für die GRÜNEN und Vorsitzende des Sozialausschusses der Stadt Salzburg.

Gemeinsam mit Markus Koza waren wir zuerst im AMS Salzburg zum inhaltlichen Austausch mit Fr. Landesgeschäftsführerin Beyer über Arbeitslosigkeit, Arbeitsmarkt und Reformideen. Unserem Landessprecher Klaus Brandhuber ist wichtig dazu festzuhalten: „Dass die momentan bestehende Herangehensweise beim Arbeitslosengeld mit 55% die Untergrenze sein muss, ein wesentlich höherer Einstieg, etwa bei 80% ist ein Muss, wenn es zum degressiven Arbeitslosengeld kommt.“ Markus konnte uns dazu noch weitere Einblicke geben und stand in regem Austausch mit Fr. Beyer, die uns ihrerseits sehr interessante Einblicke geben konnte.

Markus Koza dazu: „Aktuell findet ja bekanntlich ein Diskussionsprozess rund um die Zukunft der Arbeitsmarktpolitik statt. Die ist tatsächlich auch notwendig: Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung sichern oft genug nicht ausreichend gegen Armutsgefährdung ab – Österreich hat eine der niedrigsten Nettoersatzraten. Einzelne Beschäftigtengruppen sind nur unzureichend in die Arbeitslosenversicherung eingebunden. Und: Maßnahmen und Instrumente des AMS müssen stärker als bisher auf aktuelle und künftige Herausforderungen des Arbeitsmarktes – Stichwörter Klimakrise und damit verbunden der notwendige sozial-ökologische Umbau der Wirtschaft, der Pflegenotstand, der fortschreitende Digitalisierungsprozess – angepasst und ausgerichtet werden.

In der Krise und in den nächsten Monaten werden Maßnahmen gesetzt, die zukunftsweisend sein könnten – etwa die deutliche Erhöhung des Bildungsbonus von 60 auf 180 Euro monatlich für länger andauernde Schulung oder die mit 20 Mio. Euro dotierten Arbeitsstiftungen für Umwelt und öffentlichen Verkehr, die 2022 starten sollen. Zu tun gibt es also genug. Was es dagegen mit Sicherheit nicht braucht: Kürzungen, noch schärfere Sanktionen und noch mehr Druck auf Arbeitslose. Nicht Arbeitslose – die Arbeitslosigkeit gehört bekämpft. Weniger Arbeitslosengeld und Notstandshilfe schafft nicht mehr Jobs, sondern mehr Armut. Das wird’s mit uns nicht geben. Wir wollen Perspektiven statt Schikanen. Und motivieren statt sanktionieren. Das hat Zukunft. Danke für die Einladung und das gute Gespräch!“

Danach besuchten wir den Bauchladen in der Sterneckstraße. Den wir immer gerne besuchen, da das Essen dort fabelhaft ist und wir auch diesmal bestens verköstigt wurden mit allerlei Leckereien. Aktuell gibt’s dort auch echt coole selbstgemachte Laptoptaschen!

Der Bauchladen ist ein Projekt, das bis zu acht Frauen einen Wiedereinstieg ins Arbeitsleben ermöglicht. Es ist Teil des Qualifizierungs-Projektes frauenanderskompetent, das sich der Unterstützung von Frauen beim Wiedereinstieg ins Berufsleben widmet. Dabei ging es in unserem Gespräch neben der Re-integration am Arbeitsmarkt auch allgemeiner um die Situation von Frauen am Arbeitsmarkt.

Dazu Julia Fellner, die GRÜNEN Salzburg & AK-Rätin der AUGE/UG Salzburg: „Frauen haben es in unserer Berufswelt alles andere als einfach. Überdurchschnittlich oft befinden sie sich in atypische Beschäftigungen wie Teilzeitarbeit oder in geringfügigen Anstellungen. Erschwerend hinzu kommt, dass sie wiederkehrend aus ihrem regulären Berufsleben herausgerissen werden, um sich um die Betreuung ihrer Kinder zu kümmern oder um ältere bzw. beeinträchtige Angehörige zu pflegen. Dies alles hat sich im Zuge der Pandemie noch weiter verstärkt. Der Wiedereinstieg ins Berufsleben stellt somit für Frauen eine enorme Hürde dar.

Die Projekte von frauenanderskompetent, unter anderem der Bauchladen, sind daher wichtige und wesentliche Anker für Frauen, um in ein erfülltes Arbeitsleben zurückzufinden. Hier werden sie kompetent bei ihrer beruflichen und persönlichen Weiterentwicklung unterstützt und erhalten die Chance wieder in das Berufsleben einzusteigen.“

Passend zum Carla Velorep, unserem nächsten Besuch, durften wir eine Rikschafahrt mit Sigmar Frauenhoffer und seiner Elektorikscha genießen. Die Salzburger:innen kennen ihn vlt. schon als DEN Rikschafahrer schlechthin. 

Das Carla Velorep ist eine Fahrradwerkstatt & Integrations- Projekt, mit dem Ziel Perspektiven für arbeitslose, junge Menschen (zwischen 15 und 30 Jahren mit und ohne Fluchterfahrung) zu schaffen, die am Arbeitsmarkt Fuß fassen möchten. Auch das Thema Nachhaltigkeit spielt hier eine große Rolle. Danke auch dem Team vom Carla Velorep für den tollen Einblick! P.S. falls ihr alte Fahrräder habt, die ihr nicht mehr braucht und wegschmeißen würdet, könnt ihr diese dort auch abgeben (Übungszwecke, Teile zum Weiterverarbeiten…)  und somit die Arbeit der Fahrradwerkstatt unterstützen.

Unser letzter Besuch führte uns noch ins Kowalski. Das Kowalski oder besser bekannt als DIE Panoramabar über der Salzburger Stadtbibliothek ist ein integrativer Arbeitsplatz für Menschen mit Beeinträchtigungen, die von ausgebildeten Sozialbetreuer:innen des Salzburger Diakoniewerks begleitet werden. Hintergrund unseres Besuchs sind u.a. auch Fragen nach Arbeitsplätzen für Menschen mit Unterstützungsbedarf. Ebenso haben wir hier die Arbeitsbedingungen sowie die Entlohnung der im Sozialbereich Beschäftigten besprochen.

Unserem Landessprecher Klaus Brandhuber ist dabei wichtig, dass es unterschiedliche Möglichkeiten der Integration/Inklusion gibt, z.B. auch Integrative Arbeitsbegleitung (zur individuellen Rücksprache und Abklärung möglicher zu hoher Belastungen etc.) in Firmen neben vorhandenen Werkstätten und einen Arbeitsmarkt mit finanziellen Zuschüssen für „Betroffene“.

Abschließend gab es noch ein informatives Gespräch (inkl. 3G Kontrolle) mit Markus in eingeladener Runde, moderiert von Julia Fellner, begrüßt von Klaus Brandhuber und Heinrich Schellhorn, Landeshauptmann-Stellvertreter mit u.a. dem Ressort Soziales.           

 

AUGE/UG Newsletter 31/2020

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