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In Memoriam Walter Stern

Walter Stern ist gestern mit 98 Jahren verstorben. Seit vielen Jahrzehnten war Walter Kämpfer gegen Faschismus und für eine bessere Welt. Walter hat die ‚Gewerkschaftliche Einheit‘ (GE), die Vorläuferorganisation der AUGE/UG, aber auch die gesamte österreichische Gewerkschaftsbewegung entscheidend mitgeprägt.
 
In ärmlichen Verhältnissen groß geworden, ging Walter mit seiner Mutter schon als Kind zu den Maiaufmärschen der Sozialdemokratie und erlebte 1934 die Februarkämpfe in Wien mit. Walter musste vor den Nationalsozialisten flüchten, seine Eltern überlebten den Holocaust nicht. 1942 meldete er sich freiwillig zur britischen Armee und wurde später vom Office of Strategic Services (OSS), den späteren CIA in Partisanenkampf ausgebildet und jagte nach 1945 versteckte Nationalsozialisten. Er kehrte bald nach Wien zurück und fand eine Stelle bei der Firma Goerz, wo er Betriebsrat wurde und an der der Spitze von Streiks stand.
 
Wir verlieren mit Walter einen Mitstreiter, aber vor allem einen Freund.
Walter, du bleibst uns unvergessen, in unseren heutigen und zukünftigen Kämpfen wirst du uns weiter Vorbild sein.
Möge Dir die Erde leicht sein.
Kraft und Liebe seiner Familie, seinen Freund:innen und Genoss:innen.
 
Die Verabschiedung von Walter Stern ist an diesem Sonntag, den 9. Oktober um 11.30 Uhr. Am Jüdischen Friedhof, 4.Tor. Männer bitte Kopfbedeckung nicht vergessen!
 
Wer mehr zu Walter lesen und sehen will:
ÖGB, Flüchtling, Spion, Nazijäger, Betriebsrat – alles in einem Leben: https://www.oegb.at/der-oegb/geschichte/fluechtling–spion–nazijaeger–betriebsrat–alles-in-einem-lebe

Ein Nachruf auf Fritz Schiller – kämpferischer Gewerkschafter, Kollege und Freund

Fritz Schiller

Fritz Schiller

Zwei Tage nach seinem 65. Geburtstag ist Fritz Schiller nach langer schwerer Krankheit am 30. Juni 2022 verstorben. Fritz hat sich jahrelang als Betriebsrat in der AUGE/UG, in der Arbeiterkammer und der Gewerkschaft engagiert.

Fritz war Aktivist. Ein politisch linker Geist.

In einem klassischen Wiener Arbeiter*innenbezirk aufgewachsen zu sein, hat ihn geprägt. Sein Vater war Straßenbahner die Mutter Schneiderin und Hausbesorgerin. Nach der Hauptschule und der HAK machte er eine Lehre bei den Wiener Verkehrsbetrieben und holte später im zweiten Bildungsweg die Matura nach, um studieren zu können. In der 80er-Jahren absolvierte er ein Volkswirtschaftsstudium an der Universität Wien, dem in den 2010er-Jahren ein Doktorat an der Wirtschaftsuniversität folgte. Dass es ihm, als Kinder von Arbeiter*innen möglich war zu studieren, war für ihn eine unmittelbare Folge der Politik von Bruno Kreisky. Und das schätzte er auch später noch sehr, es war ein Antrieb für sein politisches und gewerkschaftliches Engagement.

Das Magister-Studium erlebte Fritz als eine Zeit der Befreiung und eine Zeit der Unbekümmertheit. Sein Wissendurst konnte dadurch nicht gestillt werden, lebenslanges Lernen gehörte für ihn zum Menschsein. Er las viel und gerne, wobei er der volkswirtschaftlichen und politischen Theorie ebenso zugetan war, wie der zeitgenössischen Literatur.

Er verstand sich selbst als Marxist und Aktivist, Zwentendorf und Hainburg waren zwei wichtige Stationen, die sein Engagement in der Ökologie-Bewegung begründeten. Dabei übernahm er gerne Verantwortung, suchte verschiedene Konstellationen und Zusammenschlüsse, die mit ihm kämpften: um gleiche Chancen für alle, ein demokratisches Wirtschaftssystem, gegen das Wachstumsdogma und den Neoliberalismus.

Fritz war Betriebsrat. Gewerkschafter durch und durch.

In der Raiffeisen Capital Management, in der er knapp 24 Jahre beschäftigt war, gründete er einen Betriebsrat und übernahm lange Zeit den Vorsitz. Fast 20 Jahre hat er sich als Betriebsrat in der AUGE/UG engagiert. Er verstand sich als Unabhängiger und das war ihm sehr wichtig. Fritz hatte viele Funktionen in der AUGE/UG, im erweiterten Bundesvorstand, im GPA-Bundesvorstand, in der Bundesarbeiterkammer und in der Arbeiterkammer Wien. Dabei setzte er Akzente, brachte neue Schwerpunkte, wie z.B. mit der Arbeitsgruppe Finance & IT, ein. Wichtig waren ihm eine solidarische und produktivitätsorientiere Lohnpolitik, ein Thema, über das er promovierte, die sozial-ökologische Transformation, eine Arbeitszeitverkürzung und eine Gewerkschaft, die unabhängig von Parteipolitik agiert und sich auch so versteht.

Fritz war ein kritischer Geist, der Konfrontationen nicht scheute und offen in Auseinandersetzungen ging, intern und mit dem politischen Gegenpart. Er war wachsam und ein Mahner. Mit dem Fokus auf Verbesserungen für Arbeitnehmer*innen, einer gerechteren Welt und einem solidarischen Wirtschaften wollte er die Gewerkschaften schlagkräftiger machen.

Fritz war ein Kämpfer. In allen Lebensbereichen.

Dem Krebs wollte er sich nicht geschlagen geben. Er ging offen mit seiner Krankheit um, die immer wieder zurückkam. Er wollte weitermachen und war bis zum Schluss voller Ideen. Seine Diskussionslust war ungebrochen und viele seiner Freund*innen und Weggefährt*innen haben auch in den letzten Monaten vor seinem Tod, als die Krankheit ihn schon sehr einschränkte, mit ihm über die Gewerkschaften, diese Regierung, das globale Wirtschaftssystem und die Optionen zur Überwindung der vielfältigen Krisen debattiert, Alternativen ausgetauscht und neue politische Initiativen angedacht. Bis zuletzt, obwohl er selbst schon vermutete, dass es zu Ende ging.

Für uns ist ein kritischer Geist gegangen, der uns manchmal Orientierung, manchmal Reibebaum war, aber immer Vorbild mit seiner konstruktiven Vehemenz. Wir sind sehr traurig! Er wird fehlen, nicht nur uns.

Fritz, du wirst uns weiterbegleiten und wir werden in deinem Sinne wachsam bleiben!

Fritz Schiller
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