Anhebung der Nettoersatzrate auf ein existenzsicherndes Niveau, Recht auf finanzierte Umschulung/Qualifizierung

Im Jahr 2017 waren in NÖ rund 58.000 Menschen arbeitssuchend.

Viel zu viele, die in ihrer Existenz bedroht sind. Wir wissen aber genau, dass Bildung und Ausbildung vor Arbeitslosigkeit schützen. Während fast ein Viertel der Menschen, die als höchsten Bildungsabschluss eine Pflichtschule haben, arbeitssuchend sind, sind es im gesamten NÖ-Durchschnitt 8,7% (bei Personen mit Lehre 8,5%, bei Personen mit berufsbildender mittlerer Schule 4,5%, bei jenen mit berufsbildender höherer Schule 4,1% und bei Personen mit akademischem Abschluss 2,9%).

8.400 offene Stellen gab es in NÖ im Jahr 2017. Somit kamen auf eine freie Stelle 6,9 Arbeitssuchende und nicht für alle gab es eine freie Stelle.

Bildung schützt vor Arbeitslosigkeit und verringert das Risiko, keine Arbeit zu finden, erheblich.

Die Nettoersatzrate

liegt in Österreich mit 55% grundsätzlich unter dem europäischen Durchschnitt, allerdings ist die Bezugsdauer länger als in vielen anderen europäischen Ländern. Ziel muss aber sein, Bedingungen zu schaffen, das Arbeitssuchende rasch wieder Anschluss an den Arbeitsmarkt finden; dann brauchen wir über die Länge des Arbeitslosengeldes nicht zu diskutieren. Bedrohend ist jeder einzelne Monat Arbeitslosigkeit, wenn man mit einer zu niederen Nettoersatzrate auskommen muss.
Wenn man die Zuschläge je nach Familiensituation und Einkommenssituation berücksichtigt, ergibt sich eine höhere Ersatzrate von bis zu 64%. Aber das sind Menschen, die auch wirklich zusätzlich höhere Ausgaben haben, wie z.B. Familien.
Die meisten Menschen werden arbeitslos ohne eigenes Verschulden. Viele Firmen in NÖ haben in den letzten Jahren trotz schwarzer Zahlen und sichtbarer Gewinne zugesperrt. Konzerninteressen, nicht die Bedürfnisse der Menschen, standen im Vordergrund. Auch Berufsbilder und Arbeitsverhältnisse haben sich, beispielsweise durch die fortschreitende Digitalisierung, verändert
Neben den dadurch entstehenden Fragen für das Arbeitsrecht drängt sich auch eine arbeitsmarktpolitische auf:

Wie bereiten wir die Menschen auf die sich stark ändernden Anforderungen der Arbeitswelt und Arbeitsinhalte vor?

Wesentlich für eine zukunftsorientierte Arbeitsmarktpolitik ist ein ausreichendes AMS-Förderbudget für Ausbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen, damit Menschen nachhaltig gute Arbeitsplätze bekommen und ihren Arbeitsplatz auch behalten.
Gute soziale Sicherungssysteme stärken Arbeitssuchende und indirekt auch die Rechte und finanziellen Ansprüche der Erwerbstätigen, indem sie helfen, einen unbotmäßigen Wettbewerb zwischen beiden zu verhindern.
Im Vorfeld braucht es dafür individuelle Beratung und Begleitung Betroffener.

Schon unter Alfred Dallinger war klar, dass eine gute Arbeitslosenversicherung zwei wesentliche Punkte beinhalten muss:

  • Das soziale Risiko des Arbeitsplatzverlustes gehört ausgeglichen, seine Folgen gelindert.
  • Die Arbeitslosen sollen die Möglichkeit haben, ohne ungerechtfertigten Druck einen ihren Fähigkeiten und Möglichkeiten gerechten Arbeitsplatz zu finden.

Jetzt, aufgrund der bereits geänderten und sich weiter rasant ändernden Rahmenbedingungen und Berufsbilder in der Arbeitswelt, kommt noch der Punkt Aus- und Weiterbildung hinzu.

Antrag:

Daher fordert das Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmerparlament der AK Niederösterreich:

  • Existenzsichernde Versicherung für den Fall der Arbeitslosigkeit durch Anhebung der Nettoersatzrate des Arbeitslosengeldes von 55% auf 70%.
  • Recht auf finanzierte Umschulung/Qualifizierung – in ein anderes Berufsfeld, in dem die Vermittlungschancen höher sind – durch das Arbeitsmarkservice wegen fehlender oder nicht mehr nachgefragten beruflichen Qualifikation.