Antrag 1
an die 03. Vollversammlung vom 8. Mai 2025
der Kammer für Arbeiter und Angestellte für Steiermark
Gendermedizin oder doch Rückschritt zur Buschmedizin?
Antrag mehrheitlich angenommen. |
Seit 2010 wird in Österreich im Rahmen der Gendermedizin schon einiges getan, so wurde in Wien die erste Professur europaweit eingerichtet. Mittlerweile hat ein kleines Land wie Österreich bereits zwei Lehrstühle für Gendermedizin (in Wien Frau Prof.in Dr. in Alexandra Kautzky-Willer und in Innsbruck Univ. Prof. Dr. Herbert Tilg). Auch gibt es bereits seit 2021 die „Modellregion Kärnten“ für den Bereich Gendermedizin in der das biologische und soziale Geschlecht in der medizinischen Versorgung Berücksichtigung findet.
Im aktuellen Regierungsprogramm 2025 – 2029 wird auf Seite 133 ein kurzer Absatz zum Thema Gendermedizin behandelt, der aber rein nur auf die Frauengesundheit eingeht. So wird etwa auf spezifische Themen wie Zyklus- und Wechselbeschwerden eingegangen, oder den Ausbau der Stellungsstraße des Bundesheeres zur Gesundheitsstraße auch für Frauen verwiesen und angeregt, Frauenhygieneartikel und Verhütungsmittel umsatzsteuerbefreit abzugeben oder an Schulen und öffentlichen Orten gratis zugänglich zu machen. Gendermedizin sollte aber viel mehr sein, als nur ein reines Frauenthema, z.B. Osteoporose bei Männern und transidenten Personen, was bisher kaum Beachtung findet (Prävalenz bei Männern 30%, bei Frauen 50%). So findet sich auch in der Rheumatologie ein unterschiedliches Therapieansprechen je nach Geschlecht und in der Kardiologie wissen wir, dass Herzinfarkte bei Frauen und Männern unterschiedliche Symptome haben können (u.a. Brustschmerzen vs. Bauch- oder Wirbelsäulenschmerzen). Gendermedizin sollte kein rein biologisches Thema, sondern ein ganzheitliches Thema sein, indem es um Menschen, ihre Herkunft, ihren sozialen Status und ihr Arbeitsumfeld geht.
Weiters sollte die Gendermedizin bereits im Studium viel mehr in den Fokus gerückt werden und auch die Lehrbücher sollten sich dahingehend weiterentwickeln, weg vom reinen patriarchalen Denken, hin zu einer individuellen Auffassung und dem damit verbundenen ganzheitlichen medizinischen Konzept, den Menschen, als soziales Individuum auch im Geschlechter-Kontext zu betrachten.
Die Vollversammlung der Kammer für Arbeiter und Angestellte für Steiermark fordert die Bundesregierung auf, die diesbezügliche Gesetzgebung dahingehend zu ändern, dass folgende Punkte für die Zukunft sichergestellt werden:
- Aufnahme einer genderrelevanten, individuellen Medizin bereits verpflichtend im Studium und damit verankert die Lehre vom Menschen als soziales und geschlechtsassoziiertes Individuum.
- Aufbau und Ausbau weiterer Modellregionen in Österreich und Evaluierung der bisherigen Modellregion auf dem Gebiet der Gendermedizin und der damit verbundenen finanziellen Unterstützung für die Sichtbarmachung und eventuell Etablierung weiterer Lehrstühle.
- Forschung im Bereich der Gendermedizin auf allen Gebieten der Medizin vorantreiben und finanzielle Unterstützung durch FWF, FFG, EU, usw. sicherstellen. Ausschreibungen zu Forschungsschwerpunkten auch in Subdisziplinen (z.B. Rheumatologie, Immunologie, Infektiologie, usw.) und Anreize setzen, auf diesen Gebieten Forschung zu forcieren.
- Querschnittsmaterie für das BM für Frauen, Wissenschaft und Forschung und das BM für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz mit Berichts- und Veröffentlichungspflicht für gendermedizinische Maßnahmen.
Für die Fraktion der AUGE/UG
DI Sandra Hofmann Graz, den 8. Mai 2025