Salzburger Nachrichten – Kolumne Querschläger von Fritz Messner
„Nie wieder Ladenschluss!“
Ein aufwühlender Zeitzeugenbericht aus der Steinzeit des Shoppings.
Ich wuchs in einer grauen, finsteren Zeit auf; man nannte sie die Sechziger und Siebziger. Es herrschten Zustände, die man sich heute fast nicht mehr vorstellen kann. Die Geschäfte waren nur von sieben oder acht bis zwölf Uhr und von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Das ist kein Witz.
In der Mittagszeit verbarrikadierten sich die Kaufleute mit ihren Waren hinter heruntergelassenen Rollläden und ließen die hilflosen Kunden mit ihren sehnsüchtigen Wünschen allein. Das ist aber noch nicht alles. Am Mittwochnachmittag blieben die Geschäfte überhaupt ganz geschlossen. Wie wir in dieser Steinzeit des Shoppings überlebt haben, ohne zu verhungern, und warum die Wirtschaft nicht schon nach wenigen Monaten zusammenbrach, ist eines der großen historischen Rätsel. Irgendwie schafften wir es, uns die Zeit so einzuteilen, dass wir regelmäßig an Waren und Nahrungsmittel kamen. Wir nutzten dazu ein primitives technisches Hilfsmittel, das man am Handgelenk trug. Es war so eine Art Handy ohne Empfang, ausgestattet mit nur einem lächerlichen App, der Zeitanzeige. Man nannte es „Uhr“. Damit organisierten wir unsere Tagesabläufe. Unvorstellbar, heute.
Das Schrecklichste aber war, dass alle Geschäfte von Samstag Mittag bis Montag früh geschlossen waren. Wirklich. Am Samstag um Punkt zwölf war Schluss. Dann folgten 43 brutale und lähmende Stunden ohne jede Einkaufsmöglichkeit. Da musste man unter Umständen schon am Freitag wissen, was man am Sonntag essen wollte, und vor allem: Man musste das gesamte Wochenende ohne Shopping sinnlos verplempern. Solche Erfahrungen müssen wir unseren Kindern und Enkeln ersparen, darum fordere auch ich: nie wieder Ladenschluss! Öffnet die Tore! Sieben Tage, 24 Stunden!
Das ist wahre Freiheit!