Der Sozialroutenplan hier als pdf.
„Österreich zählt zu den wohlhabendesten Ländern der Welt. Trotz eines (noch) gut ausgebauten sozialen Netzes sind 82.000 Salzburgerinnen und Salzburger (15 %) armuts- oder ausgrenzungsgefährdet. Besonders erschreckend: 22 % aller Kinder- und Jugendlichen bis 19 Jahre bzw. 24.000 sind armutsgefährdet. Beratungsangebote und Unterstützungsleistungen sind zwar vorhanden, oft fehlt jedoch das Wissen darüber. Im „Sozialroutenplan“ wurden nunmehr alle Basisinformationen über Beratungs- und Hilfsangebote an einem Ort zusammengefasst. „Jede und jeder kann in eine Notlage kommen. Gemeinsam mit unseren Partnern dem internationalen Forschungszentrum für soziale und ethische Fragen (ifz), dem Zentrum für Ethik und Armutsforschung und unicum:mensch wollen wir mit der neuen Broschüre über zustehende Unterstützungsleistungen aufklären“, sagt Eva Stöckl, AK-Abteilungsleiterin Sozialpolitik.
Erstmals sind im Sozialroutenplan alle wichtigen Informationen über Beratungs- und Unterstützungsstellen in der Stadt Salzburg sowie grundlegende Informationen zur Rechtslage und zu Ansprüchen in schwierigen Lebenssituationen in einer Broschüre zusammengefasst. Dass Informationsbedarf besteht, belegt eine kürzlich erschiene Studie. Diese zeigt, dass 30 Prozent der Haushalte die Mindestsicherung nicht beantragen, obwohl sie ihnen zustehen würde. Als Hauptgründe wurde fehlendes Wissen aber auch Scham angegeben.
„Mit unserem neuen Serviceangebot informieren wir über Beratungsangebote in der Stadt Salzburg und z. B. über die Rechtslage bei Arbeitslosigkeit, Krankheit oder Behinderung. Schließlich ist es Aufgabe des sozialen Netzes, Menschen in Notlagen zu helfen. Das darf nicht an Unwissen oder falschem Schamgefühl scheitern“, stellt ifz-Präsident Helmut P. Gaisbauer klar.
ARMUT BEKÄMPFEN, NICHT DIE ARMEN
Die Schutzfunktion des sozialen Netzes sieht die AK mit Inkrafttreten des Sozialhilfe-Grundsatzgesetzes, das die Mindestsicherung ersetzen soll, gefährdet. Kritisch sieht Sozialexpertin Eva Stöckl vor allem die politische Diskussion zum Thema. „Um die Kürzungen für Menschen in Not zu rechtfertigen, wurden Mindestsicherungsbezieher vielfach als Schmarotzer dargestellt, die auf Kosten der Allgemeinheit ein schönes Leben führen. Das ist falsch. Zwei Drittel der Salzburger Bezieher haben ein Einkommen und stocken mit Mindestsicherung auf. Fast ein Drittel sind Kinder. Das neue Sozialhilfe-Grundsatzgesetz bekämpft nicht die Armut, sondern die Armen“, so Stöckl.
Die AK befürchtet, dass vor allem bei Familien und Migrantinnen und Migranten die soziale Not zunehmen wird. Hauptkritikpunkte der AK sind die Einführung von Obergrenzen anstelle der bisherigen Mindestsätze und die Verringerung der bisherigen Richtsätze. Das Gesetz gehört demnach zurück an den Start. Es braucht Neuverhandlungen über ein existenzsicherndes Grundsatzgesetz, gekoppelt mit Rechtsansprüchen, Hilfeplänen und arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen. Denn: Die Mindestsicherung ist das letzte soziale Netz, um menschenwürdiges Leben sicherzustellen. Sie sichert nur das Mindeste und muss das auch in Zukunft leisten!
VERFÜGBARKEIT DER BROSCHÜRE
Die Broschüre liegt zur freien Entnahme in amtlichen und freien Hilfseinrichtungen auf. Herausgegeben wird der Sozialroutenplan vom internationalen Forschungszentrum für soziale und ethische Fragen (ifz), der Arbeiterkammer Salzburg, dem Zentrum für Ethik und Armutsforschung der Universität Salzburg (ZEA) und dem Innsbrucker Verein unicum:mensch.“
Kontakt und Infos: Dr.in Eva Stöckl, T: +43 (0)662 86 87 412 Helmut P. Gaisbauer, ifz-Präsident, T: +43 (0)664 88 66 32 07 |
(Quelle Text: AK Salzburg)