„Von Arbeit muss man Leben können – und frau erst recht!“

Alternative, Grüne und Unabhängige GewerkschafterInnen fordern wirkungsvolle Massnahmen gegen ‚working poor‘, gegen ‚Armut trotz Arbeit‘.

„Wir dürfen wieder einmal auf die Jubelmeldungen zum österreichischen Arbeitsmarkt gespannt sein, die wohl zum Tag der Arbeit von Seiten der SPÖ und ÖVP auf uns hereinprasseln werden. Nur – die reale Welt der ArbeitnehmerInnen sieht anders aus. Weil immer mehr Jobs immer weniger Einkommen zum Leben bieten,“ so Anton Hedenig, Arbeiterkammerrat der AUGE/UG (Alternative und Grüne GewerkschaferInnen/Unabhängige GewerkschafterInnen) zum von den Grünen und der AUGE/UG traditionellerweise zum 30. April begangenen ‚Tag der Arbeitslosen‘.

Ein guter Teil des Beschäftigungszuwachses der letzten Jahre sei nämlich auf ein deutliches Ansteigen von Teilzeitbeschäftigungsverhältnissen zurückzuführen: „Seit 2005 ist die Anzahl der Teilzeitbeschäftigten von 751.000 Personen auf 806.000 Personen im Jahr 2007 deutlich angestiegen. Teilzeitbeschäftigung bedeutet für viele ArbeitnehmerInnen eine willkommene Möglichkeit, Arbeit und private Lebensverhältnisse besser vereinbaren zu können, oder ist eine willkommene Möglichkeit wieder ins Berufsleben einzusteigen. Teilzeitbeschäftigung – vor allem, wenn sie nicht freiwillig gewählt ist – bedeutet allerdings für viele, vor allem weibliche, Beschäftigte auch mit einem geringen Einkommen auskommen zu müssen, und unter prekären Verhältnissen arbeiten und leben zu müssen,“ so Hedenig weiter. „Wenn in Österreich fast 750.000 Beschäftigte – darunter 447.000 Frauen – weniger als 8.000 Euro brutto im Jahr verdienen – das sind fast 20 % aller unselbständig Beschäftigten – dann schrillen allerdings die Alarmglocken. Diese Personengruppe ist akut armutsgefährdet.“

Ein Problem bei Teilzeitbeschäftigung sieht Hedenig vor allem darin, dass die Einkommen „ins Bodenlose fallen können“. So verdienen 75 % aller Teilzeitbeschäftigten die bis zu 15 Stunden die Woche arbeiten weniger als 6.951 Euro im Jahr. „Wir brauchen endlich gesellschaftliche Rahmenbedingungen, die beiden Elternteilen die Möglichkeit geben, einer Arbeit nachzugehen, die auch tatsächlich ausreichend Einkommen sicherstellt. Wir brauchen einen flächendeckenden Ausbau von ganztägigen Kinderbetreuungseinrichtungen, eine Qualifikations- und Bildungsoffensive. Und wir brauchen nicht nur für Vollzeitbeschäftigte einen gesetzlichen Mindestlohn, sondern auch für Teilzeitbeschäftigte. Die AUGE/UG fordert schon lange einen gesetzlichen Mindestlohn von Euro 7,50 die Stunde. Und keine Teilzeitbeschäftigte soll weniger als Euro 585, das vierzehn mal im Jahr verdienen, damit eine Grenze nach unten eingezogen wird. Was in Ländern wie Dänemark möglich ist, sollte wohl auch bei uns kein Problem sein. Geringfügige Beschäftigung soll nur noch dann erlaubt sein, wenn ganz spezifische Lebenssituationen bestehen – etwa während des Studiums, bei Arbeitslosigkeit oder in der Pension. Gerade die Schwächsten in unserer Gesellschaft brauchen dringend Schutz – und ein Mindestlohn auch für Teilzeitbeschäftigte ist ein Gebot der Stunde, das tatsächlich den Schwächsten nutzt,“ schliesst Hedenig.

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