Resolution 2 (3/2011) – 100 Jahre Frauentag – Niedriglohn und soziale Schlechterstellung darf kein Frauenschicksal mehr sein

Ein Drittel aller Beschäftigungsverhältnisse in Österreich sind instabil. Frauen haben fast zur Hälfte instabile Beschäftigungsverhältnisse. Das heißt, diese Arbeitsverhältnisse sind nicht ausreichend abgesichert und zu einem großen Teil nicht Existenz sichernd. Die Tendenz ist stark steigend: Bis 2008 haben alle Beschäftigungsformen zugenommen, ab 2009 gehen die Normalarbeitsverhältnisse zurück zugunsten von Teilzeitarbeit, geringfügiger Beschäftigung und Befristungen.
Teilzeitarbeit macht insg. 24,5 Prozent aller Beschäftigungsverhältnisse aus, der Frauenanteil daran liegt bei 85 Prozent.
Atypische Beschäftigung in Österreich ist darüber hinaus eng mit niedriger Bezahlung verbunden. Gemessen an den Stundenlöhnen wird atypische Arbeit niedriger entlohnt als Normalarbeit. Der Anteil der Niedriglohnbeschäftigung an Normalarbeit liegt bei 8,7%, bei atypischer Arbeit beträgt er bei 27%. Während 7,4 Prozent der Männer zu den Niedrigverdienenden gehören, sind es mehr als drei mal so viele Frauen (24,2%). Frauen mit einer abgeschlossenen Lehre waren ca. vier mal so oft von Niedriglohn betroffen, Frauen mit Universitäts/Fachhochschulabschluss immerhin noch doppelt so oft *.
Die negative Nachricht angesichts des 100 jährigen Frauentages macht doppelt betroffen: Die Situation wird schlechter statt besser.
Im Frauenbericht 2010 wird dargestellt, dass die Novelle des Arbeitszeitgesetzes 2007 (höheres Maß an Arbeitsflexibilität), den Gegensatz zwischen de facto kurzer Teilzeitarbeit für Frauen und langer Vollzeitarbeit für Männer noch verschärft.
In den letzten Jahren wurden bei Reformen des Sozial- u. Arbeitsrechts die Ansprüche an die ‚männliche’ Normalbiografie geknüpft. Beispiele dafür sind die Arbeitslosenversicherung, die seit 1993 die Anwartschaften stetig erhöht, die Leistungen reduziert, Zumutbarkeiten (Qualifikation, Arbeitszeit, Einkommen, Stabilität, Wegezeiten) wiederum erhöht sowie Sanktionen verschärft.
Die Pensionsreformen brachen eine immer stärkere Orientierung an die ‚männliche Normalbiografie’ (40jährige durchgehende Vollzeiterwerbsarbeit). Diskontinuierliche Erwerbsverläufe und niedrige Fraueneinkommen reichen für die Pensionssicherung nicht mehr aus. Das führt zu einem Anstieg der Sozialhilfeleistungen.

* Die Zahlen entstammen der Statistik Austria, Verdienststrukturerhebung 2006 und dem Mikrozensus Arbeitskräfteerhebung

Künftig müssen Kollektivverträge, Sozialgesetze, Änderungen in der Arbeitslosenversicherung, Pensionsreformen etc., so ausgerichtet sein, dass sie Aspekte, die Frauen in immer schlechtere wirtschaftliche und soziale Situationen bringen können, zum zentralen Verhandlungsthema haben. Das wird u.a. dadurch erreicht, dass die Frauenquote in den Verhandlungsgremien drastisch erhöht wird.

Für die Fraktion der AUGE/UG

Ilse Löwe-Vogl
Fraktionsvorsitzende
31. März 2011

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