Antrag 06/ Mehr leistbarer Öffentlicher Verkehr für Niederösterreich!

 

Die Kordonerhebung der Planungsgemeinschaft Ost (PGO) für die Jahre 2008 – 2010 zeigt deutlich auf, dass Niederösterreich im Bereich des Öffentlichen Verkehrs einen riesigen Nachholbedarf hat. Während in Wien der Anteil des ÖV am Modal Split mit 37 % auf hohem Niveau weiter gesteigert werden konnte, ist der Anteil des ÖV im PendlerInnen–verkehr von und nach Niederösterreich weiter gesunken (79 % MIV, 21 % ÖV). Die heftigsten Proteste gegen die neuen Kurzparkzonenregelungen in Wien kamen daher auch aus Niederösterreich. 

 

Kosten für den Öffentlichen Verkehr in Niederösterreich sind zu hoch!

Es ist unbestritten, dass in einem Flächenbundesland wie Niederösterreich die Bereitstellung eines bedarfsgerechten ÖV schwieriger zu gestalten ist als in der dicht verbauten Bundeshauptstadt. Absolut unverständlich ist allerdings, dass die Nutzung dieses lückenhaften Angebotes in Niederösterreich für PendlerInnen ein Vielfaches der Netzkarte für Wien kostet.

 

Die Einführung des  € 365,– Jahrestickets in Wien war ein voller Erfolg. Die Zahl der JahreskartenbesitzerInnen ist seit der Einführung von damals 360.000 auf heute 538.000 verkaufte Jahreskarten (Stand Juli 2013) gestiegen. Mit rund 907 Mio. Fahrgästen jährlich verzeichnen die Wiener Linien für das Jahr 2012 einen neuen Rekord und um rund 32 Millionen Fahrgäste mehr als im Jahr davor.

 

Vorarlberg folgt dem Wiener Beispiel und wird das € 365,– Jahresticket ab 1.1.2014 anbieten, in Tirol und Vorarlberg steht das € 365,– Jahresticket im Regierungsprogramm.

 

Niederösterreich ist anders. Eine Jahresnetzkarte kostet hier, je nach Strecke, € 340,– bis € 3.175! Im Vergleich dazu kosten Jahreskarten in Oberösterreich max 2.058,–, in Kärnten max € 2.420,–, im Burgenland max. € 1.594,– und in der Steiermark max. € 1.955,–

 

 

Insbesondere für PendlerInnen aus und nach Wien ist der Unterschied im Preis-Leistungsangebot frappant.  Zum Vergleich:

Jahresnetzkarte Wien, Streckennetz 120 Linien (U-Bahn, Straßenbahn, Busse): € 365,–

Jahresnetzkarte 1 Außenzone (Bus, Schnellbahn): € 387,–

 

Massiv überteuert sind auch die Jahresnetzkarten für den Wieselbus von und nach St.Pölten. Für 4-5 Verbindungen pro Richtung an 5 Tagen pro Woche bezahlt man zwischen € 850,– (Krems) und € 1.490,– (Waidhofen/Thaya)!

 

Bedarfsgerechtes Angebot schaffen!

Verlagerung des PendlerInnenverkehrs „von der Straße auf die Schiene“ ist nicht nur ein dringendes umweltpolitisches Anliegen. Im Vergleich zum Motorisierten Individualverkehr sind PendlerInnen im Öffentlichen Verkehr nach wie vor kostengünstiger unterwegs, wenn sie öffentliche Verkehrsmittel nutzen können. Laut Berechnungen des VCÖ (2012) sparen BahnpendlerInnen im Vergleich zu MIV-PendlerInnen in NÖ auf den Strecken:

Wr. Neustadt – Wien*: 2.550,- bis  5180,- Euro

St. Pölten*  – Wien*: Ersparnis von 2.940,- bis 6.060,- Euro

St.Pölten* – Krems*: Ersparnis von 2.170,- bis 4.170,- Euro 

Wolkersdorf – Mistelbach: Ersparnis von 1.800,- bis 3.260,- Euro 

Korneuburg – Hollabrunn: Ersparnis von 2. 730,- bis 4.840,- Euro

 

Voraussetzung dafür ist aber, dass eine bedarfsgerechte öffentliche Anbindung besteht! Und dies ist für viele PendlerInnen in Niederösterreich leider nur ein Traum. 

 

Eine Untersuchung des VCÖ zum Motorisierungsgrad Österreichs nach Bezirken  im Jahr 2012 hat ergeben, dass  dort, wo der Öffentliche Verkehr gut ausgebaut ist und mehr Bahn- und Busverbindungen angeboten werden, der Motorisierungsgrad niedriger, und die Menschen weniger vom Auto abhängig sind.

 

Unter den 5 höchstmotorisierten Bezirken Österreichs liegen 4 in Niederösterreich!  

1.Bezirk Waidhofen / Thaya: 678 PKW/1.000 EW (plus 1,8 Prozent vgl. 2011)

2. Eisenstadt inkl. Rust: 658/1.000 EW (plus 1,1 Prozent vgl. 2011)

3. Bezirk Zwettl: 657/1.000 EW (plus 1,3 Prozent vgl. 2011)

4. Bezirk Mödling: 655/1.000 EW (plus 1,0 Prozent vgl. 2011)

5. Bezirk Horn: 654/1.000 EW (plus 1,2 Prozent vgl. 2011)

 

Niederösterreichs PendlerInnen brauchen daher ein besseres UND leistbareres Angebot an Öffentlichem Verkehr!

 

Die Vollversammlung der AK Niederösterreich möge beschließen:

Die Arbeiterkammer Niederösterreich fordert die Niederösterreichische Landesregierung auf, die Kosten der PendlerInnen für Mobilität im ÖV in Niederösterreich nachhaltig einzubremsen und das Angebot des Öffentlichen Verkehrs in Niederösterreich an die Bedürfnisse der Menschen anzupassen durch:

  • Einführung einer landesweit gültigen Jahresnetzkarte zum Preis von 
  • € 365,– nach dem Vorbild Wiens und Vorarlbergs 
  • Umsetzung einer ÖV Offensive nach dem Vorbild der Schweiz mit dem Ziel, für alle Gemeinden ab 300 EinwohnerInnen ein Mindestangebot an öffentlichen Verkehrsmitteln zu garantieren.
Print Friendly, PDF & Email