Armutsspaziergang 2.3.

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Etwas mehr als eine Million Menschen in Österreich gelten als zumindest „armutsgefährdet“. Fast 500.000 davon leben in manifester Armut. Dieses Achtel der Bevölkerung ist also allgegenwärtig und doch versteckt. Sie sichtbar zu machen, ist regelmäßig mit Voyeurismus und zusätzlicher Demütigung verbunden. Armutsgefährdung und ihre Ursachen nicht sichtbar zu machen, wiederum, ist gleichbedeutend mit Ignorieren, Negieren, Verdrängen.

Wir haben einen Weg gesucht, Armut, Armutsgefährdung und ihre Ursachen, Auslöser und Auswirkungen deutlich zu machen, ohne in demütigenden Voyeurismus zu verfallen. Anknüpfungspunkt ist jenes Wien, dass aus der historischen Verklärung als allgemein bekannt vorausgesetzt werden darf: Das historische Wien mit seinen Geschichten, Sagen und Bauten.

Die Stadt Wien war, wie jede Stadt, seit ihrer Entstehung ein Brennpunkt des Aufeinandertreffens sozialer Probleme und Konflikte. Zumindest 80% der Bevölkerung des mittelalterlichen Wiens – und das wird von der historisierenden Tourismuswerbung ausgeblendet – lebte in Armut, Abhängigkeit und Elend.

Die Stadterforschung „Armut“ nutzt den geographischen Raum des historischen Wien – die heute noblen Geschäfts- und Elitenviertel der Innenstadt – um die Klischees der historisierenden Wien-Seligkeit in ihre Bestandteile zu zerlegen und am Beispiel sagenumwobener und touristisch beworbener Sehenswürdigkeit die Konflikte der Gesellschaft erkennbar zu machen. Es gilt dabei, nicht nur die Konflikte des historischen Wien sichtbar zu machen, sondern auch die Aktualität der Probleme aufzuzeigen.

Die ca. zwei Stunden dauernde Erkundung berührt unter anderem folgende Orte und Themenbereiche:

Stephansplatz – Riesentor (Treffpunkt) – Armutsbilder

Basilisken-Haus – Zugang zu Infrastruktur als Voraussetzung sozialer Partizipation

Fleischmarkt/Hafnersteig – Gesundheit

Ruprechtskirche – Krise – Auslöser, fehlende Reaktionsfähigkeit, Krisenfolgen

Kohlmarkt – Gentrifizierung

Stock im Eisen – Prekarität, Prekarisierung

Kärnterstraße – Gesellschaftliche Optionen für Wege aus Armut, Unterdrückung, Abhängigkeit

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