
Vollkommen falsche Prioritätensetzung bei Forschungsausgaben seitens der Bundesregierung. „Bürgerliche“ ÖVP übt sich in Antiintellektualismus und Provinzialismus.
„Während die Forschungsprämie für Unternehmen im Rahmen der von der Bundesregierung beschlossenen ‚Offensivmaßnahmen‘ von 8 auf 10 % erhöht – was SPÖ und ÖVP von 2011 bis 2014 immerhin einen geschätzten Steuerausfall von mindestens 320 Millionen Euro wert ist – drohen sozial-, geistes- und kulturwissenschaftlichen außeruniversitären Forschungseinrichtungen das Aus. Weil die insgesamt 28 Millionen an Basissubventionen für die Jahre 2011 bis 2014 nicht mehr leistbar sein sollen. Hier wird unternehmensbezogene, private Forschung – zusätzlich zu einer ohnehin bereits existierenden, großzügigen Forschungsförderung – noch einmal um das mehr als 10fache aus Steuermitteln gefördert, als Dutzenden außeruniversitären Forschungseinrichtungen an Basissubventionen zur Verfügung steht.
AUGE/UG: „Statt Forschungsprämie für private Unternehmen erhöhen, außeruniversitäre und universitäre Forschung finanziell absichern!“
Und ÖVP-Wissenschaftsministerin Karl besitzt auch noch die Chuzpe, angesichts dieses dieses Kahlschlags in der Wissenschaftsszene von einer Strukturbereinigung zu sprechen !“, kritisiert Markus Koza, Bundessekretär der AUGE/UG – Alternative und Grüne GewerkschafterInnen/Unabhängige GewerkschafterInnen und Vertreter der UG – Unabhängige GewerkschafterInnen im ÖGB-Bundesvorstand die vollkommen falsche Prioritätensetzung bei den Forschungsausgaben seitens der Bundesregierung.
ÖVP: Antiintellektualismus und Provinzialismus als Programm?
Die ÖVP habe offensichtlich Antiintellektualismus und Provinzialismus zu neuen „bürgerlichen“ Werten erhoben: „Solange nur die Reichsten und Vermögenden ihre Schäfchen vor der Finanz ins Trockene bringen können und der Landwirtschaft ihre Agrardieselrückvergütung gesichert ist, ist für die ÖVP die Welt offensichtlich in Ordnung. Da ist es auch egal, wenn universitäre und außeruniversitäre Forschung den Bach ‚runtergehen‘. Forschungspolitik wird in der ÖVP scheinbar ohnehin nur noch von der Industriellenvereinigung gemacht. Die darf sich zusätzliche hunderte Millionen an Forschungsförderung sichern, wobei die Effekte die aus einer steuerlichen Förderung auf die unternehmensinterne Forschungstätigkeit ausgehen genauso zweifelhaft sind, wie die verteilungspolitische Wirkung. Sozial-, geistes- und kulturwissenschaftliche Forschung spielt in der Welt der ÖVP, die in St. Pölten beginnt und beim nächsten Lagerhaus endet, dagegen ganz offensichtlich überhaupt keine Rolle mehr. Ein Blick über den Tellerrand würde nicht schaden,“ so Koza weiter.
Wer bei universitärer und außeruniversitärer Forschung spart raubt berufliche Perspektiven für JungwissenschafterInnen!
Mit der drohenden Streichung von Basissubventionen bei rund 40 Instituten, drohen hunderte von den insgesamt rund 2.300 Beschäftigungsverhältnissen im gesamten außeruniversitären Bereich verloren zu gehen. „Wer bei außeruniversitärer wie universitärer Forschung spart, raubt
künftigen UniabgängerInnen berufliche Perspektiven und befördert so den Exodus von JungwissenschafterInnen. Das wäre eine einzige Katastrophe und ein unglaublicher intellektueller Aderlass! Es braucht mehr statt weniger Geld für universitäre wie auch außeruniversitäre Forschung und eine vollkommen andere Prioritätensetzung bei den Forschungsausgaben – weg von privatwirtschaftlicher, an Gewinnmaximierung orientierter und nicht öffentlich zugänglicher Forschung, hin zu universitärer und unabhängiger, außeruniversitärer Forschung, deren Ergebnisse zu einem großen Teil auch einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich sind. Wir brauchen daher eine Bildungsmilliarde für universitäre Forschung und eine großzügige finanzielle Absicherung außeruniversitärer Forschung! Gerade Gewerkschaften und Arbeiterkammern sind daher dringend aufgerufen, sich auch für das weitere Bestehen einer außeruniversitären Forschung zu engagieren,“ schließt Koza.