AUGE/UG zu Herausforderung Burn-Out: „Es braucht Maßnahmen in Betrieben UND leistbare Psychotherapieangebote für Betroffene!“

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Individuelle und strukturelle Ebenen nicht gegeneinander ausspielen!

„Ausnahmsweise haben einmal beide Koalitionsparteien recht, auch wenn es ihnen nicht bewusst ist: Als Antwort auf die Zunahme von Burn-Out braucht es sowohl Maßnahmen in den Betrieben – also eine Humanisierung der Arbeitswelt – als auch leistbare Psychotherapieangebote für die Betroffenen“, so Klaudia Paiha Bundessprecherin der AUGE/UG – Alternative und Grüne GewerkschafterInnen/Unabhängige GewerkschafterInnen und Christian Krall, promovierter Philosoph und ausgebildeter Sozialarbeiter, Initiator und Verfasser der AUGE/UG-Broschüre „Stopp Burn-Out“ die seit dem Jahr 2007 in mehreren Auflagen eine österreichweite Gesamtauflage von 33.500 Stück erreicht hat.

Klaudia Paiha weiter: „Strukturelle Ursachen und die persönliche Ebene bei psychischen Problemen am Arbeitsplatz dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Das wäre zynisch und dumm. Damit ist niemandem geholfen.“ Was zusätzlich in den Blick genommen werden müsse, so Krall, seien die objektiv begründete Angst um den Arbeitsplatz und die nach wie vor völlig unzureichende soziale Absicherung: „Arbeitsplatzverlust in Folge psychisch bedingter langer Krankenstände kann leider noch immer sehr schnell zu einem massiven sozialen Abstieg und Existenzproblemen führen. Genau solche begründeten Sorgen sind aber das Letzte, was Menschen brauchen können, die in einem Burn-Out sind. Ganz wichtig wäre das gegenteilige Signal, dass man den Leuten sagt, wir geben dir Zeit um gesund zu werden, und in dieser Zeit passiert dir garantiert nichts – und wir fühlen uns auch mitverantwortlich dafür, wie es danach weiter gehen soll!“

Rechtsanspruch auf berufliche Auszeiten und Arbeitszeitverkürzung

Es brauche daher dringend einen Rechtsanspruch auf berufliche Auszeiten im Falle von Burn-Out oder zur Burn-Out Prävention sowie Schritte in Richtung Arbeitszeitverkürzung: „Prinzipiell muss es die Diskussion um eine Verkürzung der Arbeitszeit auch vor dem Hintergrund steigender Burn-Out-Raten geben. Es braucht ausreichen Erholungs- und Regenerationsphasen. Wenn die Arbeit das Leben auffrisst – und das ist die Arbeitsrealität zahlreicher ArbeitnehmerInnen, die selbst in Krisenzeiten Überstunden ohne Ende oder Mehrarbeit leisten müssen – darf die zunehmende Erschöpfung bis hin zum Burn-Out nicht verwundern.“

Neue Unternehmenskultur gefragt

Die bedrohliche Zunahme von Burn-Out sage auch einiges über den Zustand der Gesellschaft und der Unternehmenskultur aus, so die alternativen GewerkschafterInnen: „In den Unternehmen und Institutionen fehlt es an einer Kultur, in der die Menschen wahrgenommen und Ernst genommen werden und ihre Fähigkeiten und ihr Einsatz anerkannt werden. Im Gegenteil: Systematische Demotivierung steht auf dem Programm, bedingt durch falsches Führungsverhalten, Ignoranz und Bürokratismus. Auf der anderen Seite erleben wir rundherum einen wahnsinnigen Zwang zum vorzeigbaren Erfolg, zu diesem Mach-etwas-aus-dir und zum Prestige – auch da läuft sich etwas heiß, in einer unseligen Verschränkung von gesellschaftlichem und persönlichem Druck,“ schließt Krall.

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