Nach knapp 30 Jahren ist es nun so weit: Zeit, auf Wiedersehen zu sagen.
Als AUGE/UG gilt unser Bestreben, allen Lohnabhängigen eine sinnstiftende und weitgehend selbstbestimmte Arbeit zu ermöglichen. Ich hatte das. Ihr habt mir den wunderbarsten Arbeitsplatz beschert, mit den besten Kolleg*innen – dafür danke ich euch!
Für mich war schon mein Erstkontakt denkwürdig: aus der undogmatischen, radikalen Linken kommend lauter älteren, sehr seriös wirkenden Herren gegenübersitzend ganz vorsichtig meine ketzerischen Gedanken äussern – und dafür Begeisterung ernten! Gerne erinnert mich Renate S. auch daran, dass ich mal sagte: „Wer weiss, ob ich in fünf Jahren noch da bin“.
Ich bin gekommen, um zu bleiben. Und das hängt viel mit euch zusammen: Worauf sich eins bei den AUGE/UG-Menschen verlassen kann: auf die Herzensbildung. Der Mensch ist wichtig. Und je stärker benachteiligt, umso mehr kämpfen wir mit und für ihn/sie. Auch, wenn wir selbst davon Nachteile haben könnten.
Ihr habt mich in den vergangenen 30 Jahren zur Bundessprecherin, Landessprecherin, AK- und GPA-Fraktionsvorsitzenden gemacht. Dass es in dieser Zeit gelungen ist, die AUGE/UG zu vergrössern, in alle neun Arbeiterkammern einziehen und langsam, aber stetig wachsen zu lassen, die Unabhängigen Gewerkschafter*innen im ÖGB zu gründen, in AK- und ÖGB-Vorstände und andere Gewerkschaftsgremien einzuziehen, ist zwar für die Organisation wichtig, viel mehr aber noch, was wir politisch erkämpft haben: Wir haben es geschafft, dass Migrant*innen Arbeiterkammer- und Betriebsrät*innen werden können, dass die AK sich auch um atypisch Beschäftigte kümmert, dass Ökologie in Gewerkschaften und AK nicht mehr als reines Behübschungselement gesehen wird, dass Migrant*innen zunehmend nicht mehr nur als Konkurrenz am Arbeitsmarkt gesehen werden …
Der Weg ist noch nicht zu Ende. Ihr werdet ihn weitergehen, während ich mich um meine life-Balance kümmere. Denn bei aller Liebe und Begeisterung für meinen Job: die ist zu kurz gekommen. Mein Mann sagte immer: „Wir sehen uns in der Pension!“ Jetzt will ich ihn sehen.
Klaudia Paiha