Franz „Schnurzl“ Mikolasch, 1929-2019

Schnurzl ist nicht mehr. Er wird mir fehlen. Der kleine Mann, den alle Schnurzl nannten. Wie er zu diesem Namen kam, habe ich nie erfahren. Aber auch nicht nachgefragt: er passte einfach. Schnurzl: klein, rührig, liebenswert.

Dabei war Schnurzl einer von den ganz Großen: Als Sohn eines Widerstandskämpfers bereits in Jugendjahren selbst im Widerstand aktiv, später am Aufbau der antifaschistischen Kinder- und Jugendorganisation der KPÖ beteiligt. Nach dem Ausschluss aus der KP, weil er die gewaltsame Niederschlagung der tschechischen Demokratisierungsbestrebungen durch die Warschauer Pakt-Truppen verurteilte, begann der gelernte Maurer 1970 bei der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) zu arbeiten – direkt im Büro von Alfred Dallinger.

Er war dort v.a. mit Fragen der Organisation, Bildung und Mitgliederwerbung beschäftigt und baute die Abteilung „Werbung und Mitgliederbetreuung“ auf, dessen Leitung er 15 Jahre lang inne hatte. Ab 1974 war er Vorsitzender der GE – Gewerkschaftliche Einheit, die später zur AUGE/UG – Alternative, Grüne und Unabhängige GewerkschafterInnen wurde. Seine Hauptanliegen in der gewerkschaftlichen Arbeit sind nach wie vor Anliegen der AUGE/UG: die Einbeziehung von sog. „einfachen“ Mitgliedern – „Gewerkschaft ist mehr als ausschließlich BetriebsrätInnen“ – und von fraktionell nicht gebundenen BetriebsrätInnen in die Gewerkschaftsarbeit.

Als die „Alternativen GewerkschafterInnen“ wuchsen, sah er die Zeit gekommen, „den Jungen den Platz“ zu überlassen, ohne sie – uns – alleine zu lassen. Er verfolgte das Geschehen, fragte nach, gab Infos und Anregungen.

„Ruhestand“ kannte Schnurzl keinen, auch nach seiner Pensionierung 1992 blieb er politisch aktiv: Auf gesellschaftspolitischer Ebene engagierte er sich verstärkt in der Grünen Bezirksgruppe Wien-Brigittenau. Aber auch kämpferischer Gewerkschafter blieb er: Obwohl die Wiener GPA-djp keine PensionistInnen-Struktur mehr vorsah, erkämpfte er das „PensionistInnereferat der GPA-djp“ mit entsprechenden Ressourcen und koordinierte ein regelmäßiges, anspruchsvolles Veranstaltungs- und Bildungsprogramm.
Bis zum Schluss blieb er aufmerksamer politischer Beobachter und – soweit es sein Gesundheitszustand zuließ – Akteur. Und es ist bezeichnend für Schnurzl, wenn er unter seinen politischen Erfolgen aufzählt: „Freundschaften mit Menschen, mit denen man gern beinand‘ ist, mit denen man gerne redet …“ und meint „… und nicht vergessen sollt‘ ma immer a bissl was Lesen und sich mit den aktuellen Dingen auseinander zu setzen.“

Schnurzl war einer der leisen, unaufdringlichen Lehrmeister – wir werden dich nicht vergessen, danke für alles, was wir von dir bekommen haben!

Klaudia Paiha

Franz „Schnurzl“ Mikolasch starb am Vormittag des 10. September 2019, kurz vor seinem 90. Geburtstag im Oktober.

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