AUGE/UG, Koza: „Keine Arbeitszeitflexibilisierung auf Kosten von Einkommen und Lebensqualität der ArbeitnehmerInnen!“

Bei Arbeitszeitfragen müssen endlich Interessenlagen der ArbeitnehmerInnen ins Zentrum rücken!

„Wenn der Wirtschaftsbund behauptet, es ginge bei der von ihm geforderten  Arbeitszeitflexibilisierung nicht um Lohnkürzungen, aber schon wieder die Ausweitung täglicher und wöchentlicher Höchstarbeitszeiten und eine Verlängerung der Durchrechnungszeiträume fordert, bestätigt er nur einmal mehr, dass es ihm eben genau darum geht. Welchen Sinn hätte eine längere Durchrechnung denn sonst, als teure Überstundenzuschläge zu sparen? Und was ist das sonst, als eine Lohnkürzung?“, kommentiert Markus Koza, Bundessekretär der AUGE/UG – Alternative, Grüne und Unabhängige GewerkschafterInnen die neuerliche Forderung der Arbeitgeberseite nach flexibleren Arbeitszeiten.

Dringender Handlungsbedarf bei arbeitnehmerInnenfreundlichen Arbeitszeitmodellen

Arbeitszeitgesetze, Kollektivverträge und Betriebsvereinbarungen würden bereits eine Menge an Gestaltungsmöglichkeiten bei Arbeitszeiten zulassen, so Koza. „Bei besonderem Arbeitsbedarf sind schon heute 12-Stunden-Arbeitstage möglich, selbst über längere Zeiträume. Alleine die über 250 Millionen geleisteten Überstunden zeugen von der hohen Flexibilität österreichischer ArbeitnehmerInnen,“ so Koza. „Wenn wo Handlungsbedarf besteht, dann bei Arbeitszeiten, die sich an den Interessen- und Bedarfslagen der ArbeitnehmerInnen orientieren und ein mehr an Lebensqualität und Zeitsouveränität bringen.“

Derzeit würde die Flexibilisierungsdebatte vor allem aus einer Unternehmensperspektive geführt. Arbeitszeiten hätten sich demnach ausschließlich tatsächlichen oder behaupteten betrieblichen Erfordernissen anzupassen, Interessenlagen der ArbeitnehmerInnen und Auswirkungen auf die Gesellschaft finden dagegen kaum Berücksichtigung. Koza fordert daher in der Arbeitszeitdiskussion eine Fokussierung auf die ArbeitnehmerInneninteressen: „Denn, was vielfach ausgeblendet wird: Ausufernde und immer weniger planbare Arbeitszeiten gehen nicht nur zu Lasten von Gesundheit, Freizeit, Erholung und Privatleben der unmittelbar Betroffenen. Lange Arbeitszeiten kommen auch der Allgemeinheit teuer, erhöhen sich doch die Kosten für Gesundheit und Arbeitslosigkeit. Es braucht daher neben einer allgemeinen Verkürzung der Arbeitszeit, Arbeitszeitmodelle, die sich an den Interessen der ArbeitnehmerInnen orientieren und nicht am Profitinteresse der Unternehmen: z.B. Rechtsansprüche auf berufliche Auszeiten zur Burn-Out-Prävention, für Weiterbildung oder zur beruflichen Umorientierung sowie das Recht auf Teilzeit in bestimmten Lebensphasen – wie Pflege, Kinderbetreuung, Qualifikation – mit einem Rückkehrrecht zu Vollzeit.“

Arbeitszeitverkürzung ist machbar!

Dass eine allgemeine Arbeitszeitverkürzung nicht leistbar wäre, lässt Koza nicht gelten. „Seit Ende der neunziger Jahre ist die Produktivität massiv gestiegen, das allerdings bei stagnierenden Reallöhnen. Die Produktivitätszuwächse kamen beinahe ausschließlich den UnternehmerInnen zugute. Eine Arbeitszeitverkürzung wäre daher nur eine nachgeholte Abgeltung vorenthaltener Produktivitätsgewinne.“ Über eine Steuerstrukturreform, die Arbeit entlastet, Vermögen und Ressourcenverbrauch dagegen stärker besteuert, könnten zusätzlich finanzielle Mehrbelastungen für die Unternehmen abgemildert werden.

Koza abschließend:  „Gerade in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit, steigenden Arbeitsdrucks und der fortschreitenden Digitalisierung immer noch eine Ausweitung und Verlängerung von Arbeitszeiten vorantreiben zu wollen und so die Spaltung am Arbeitsmarkt noch zu vertiefen, zeugt nicht gerade von wirtschaftlichem Weitblick und sozialer Verantwortung.“