Tag der betrieblichen Mitbestimmung

Seitdem Menschen für andere Menschen arbeiten, gibt es Arbeitskämpfe. Der Streik der Graberbauer von Deir el-Medina, vor 3372 Jahren war der erste aufgezeichnete Streik der Weltgeschichte – Pharao Ramses III. musste den Forderungen nachgeben. Die Fragen damals sind heute noch genau so aktuell: was wird wie produziert und wem sollen die Ergebnisse der Arbeit zugutekommen.

Mit der Mechanisierung der Manufakturarbeit und den ersten Fabriken in der Neuzeit, fehlten nur noch genügend Arbeiter:innen, die dem Takt der Maschinen folgen. Die wollten aber nicht. Die Disziplinierung zur Arbeit begann (und beginnt) schon in der Schule: Pünktlichkeit! Gehorsamkeit! Folgsamkeit! Nicht Widersprechen! Sich fügen! Gleichzeitig wurde der fehlende Wille, sich der Arbeitsdisziplin zu beugen, mit Leichtsinn, Planlosigkeit und Pflichtvergessenheit assoziiert. Und wer den Takt der Maschinen dann noch immer nicht erlernen wollte, dem wurde die Disziplin eingepeitscht und eingeprügelt oder er wurde für immer weggesperrt. Die Neuzeit ist gepflastert mit Toten, Eingekerkerten und gebrochenen Menschen, die sich gegen Arbeitsdisziplinierung widersetzten.

Heute noch hören wir dieselben Argumente. Heute sind es für die ÖVP die Wiener:innen, die erst um 10 Uhr aufstehen. ÖVP, Neos, Industriellenvereinigung hetzen gegen Arbeitslose, gegen „die Arbeitsscheuen“, gegen die „Gratismentalität“. Wer keinen Kellnerjob um einen Hungerlohn am anderen Ende des Landes annehmen will, gilt als nicht genug „mobilisierbar“ und muss bestraft werden.

Betriebe werden noch immer autoritär geführt, die Betriebshierarchie ist eindeutig, Widerspruch wird nur selten geduldet. Die Hierarchie wird absolut durch den Betriebsinhaber auf Basis des freien Vertragsrechts bestimmt. Angeborene, schon durch die Vernunft einleuchtende Rechte, wie es uns die Menschenrechtserklärung verspricht? Nur zum Teil in Betrieben.

Die Arbeiter:innen widersetz(t)en sich

Gegen die in der Neuzeit üblichen 14 Stunden Tagesarbeitszeit griffen die Menschen auf eine Tradition zurück: Den ‚Blauen Montag‘, also der arbeitsfreie Montag („Blaumachen“). Die Obrigkeit versuchte, den blauen Montag zu bekämpfen. Allein im 18. Jahrhundert kam es in Deutschland und Österreich zu zahlreichen Aufständen der Gesellen, die teils zu regelrechten Revolten ausarteten.

Die Arbeiter:innen widersetzten sich und es entstanden die ersten modernen Gewerkschaften. Durch den unermüdlichen Kampf um bessere Arbeitsbedingungen erreichten Arbeiter:innen Meilensteine: Arbeitszeitverkürzung, bessere Arbeitsbedingungen, Urlaub, höhere Löhne und Gehälter und Betriebsräte. Es gibt ein Mitspracherecht und teils sogar ein Mitbestimmungsrecht der Belegschaften in Form der Betriebsräte.

Genug kann nie genügen

Und trotz der Fortschritte ist immer noch die alte Frage aktuell: Warum verdient der eine an der Arbeitsleistung anderer? Warum dürfen diejenigen, die die Arbeitsleistung erbringen, nicht über das Ergebnis ihrer eigenen Arbeitsleistung bestimmen? Weil vor langer Zeit Könige dieses Unrecht in Gesetze gossen, die bis heute kaum verändert weiter bestehen?

Wir denken Mitbestimmung weiter. Uns genügt eben kein kleines Stück vom Kuchen. Wir fordern daher nicht nur mehr Lohn, bessere Arbeitsbedingungen, kürzere Arbeitszeiten, sondern die Zurückdrängung der Macht und Verfügungsgewalt des Kapitals. Die Arbeiter:innen und Angestellten sollen kontrollieren, was produziert und wie produziert wird, wem in welcher Form die Ergebnisse der Arbeit zugutekommen. Die arbeitenden Menschen sollen selbst und unmittelbar das wirtschaftliche und gesellschaftliche Geschehen mitbestimmen und gestalten.

Wir fordern nichts anderes als die völlige Demokratisierung der Betriebe und der Wirtschaft.

Weil mei Demokratie is net deppat!