AUGE/UG Karin Stanger: 6 Femizide seit Freitag! Femizide sind ein gesamtgesellschaftliches und strukturelles Problem, das alle angeht!

Karin Stanger, Bundessprecherin AUGE/UG

Karin Stanger, Bundessprecherin AUGE/UG

Appell an Frauenministerin Raab: Betroffenheit ist zu wenig. Sie müssen mehr tun! Die bisherigen Maßnahmen sind ganz offensichtlich ungenügend

Wir sind zutiefst bestürzt von den jüngsten Frauen- und Mädchenmorden. Zuerst möchten wir den Angehörigen unser tief empfundenes Beileid aussprechen!

Die Aussage von Frauenministerin Raab, dass nicht alle Frauenmorde verhindert werden könnten, traf mich mitten ins Herz. Das ist eine völlig unangebrachte Aussage angesichts der sechs Femizide in wenigen Tagen. Denn wir wissen, es hätten schon viele Femizide verhindert werden können!“, so Karin Stanger, AUGE/UG Bundessprecherin.

Wir können nicht länger die Augen vor der Realität verschließen: Femizide sind in Österreich ein alarmierendes Problem, das dringend angegangen werden muss. “Die jüngsten Fälle von Gewalt gegen Frauen und Mädchen sind ein Schock und ein Zeichen dafür, dass unsere Gesellschaft versagt hat, Frauen und Mädchen angemessen zu schützen und zu unterstützen. Das muss doch auch Frauenministerin Raab einleuchten”, so Karin Stanger, AUGE/UG Bundessprecherin – Alternative, Grüne und Unabhängige Gewerkschafter*innen.

Der Begriff Femizide bezeichnet die bewusste Tötung von Frauen und Mädchen aufgrund ihres Geschlechts. Femizide sind die extremste Manifestation der Gewalt gegen Frauen und betrifft alle Länder und Regionen. Im Jahr 2023 kam es österreichweit zu 26 Femiziden und zusätzlich zu 51 Mordversuchen bzw. Fällen schwerer Gewalt an Frauen. Österreich ist das einzige Land in der EU, in dem mehr Frauen als Männer durch Männerhand getötet werden. Gewalt betrifft in Österreich jede dritte Frau.

“Gewalt an Frauen ist ein gesamtgesellschaftliches und strukturelles Problem und daraus leitet sich auch ab, was wir zu tun haben: Das Patriarchat als Ganzes bekämpfen!”, so Karin Stanger. Lippenbekenntnisse, unzureichende Maßnahmen, vage Versprechungen reichen nicht aus.

1. Strukturelle Veränderungen: Es ist an der Zeit, dass wir tief verwurzelte patriarchale Strukturen und Geschlechterstereotypen in Frage stellen. Solange Frauen als minderwertig betrachtet werden und Gewalt gegen sie verharmlost wird, wird sich wenig ändern. Wir müssen uns kritisch mit den sozialen Normen und kulturellen Überzeugungen auseinandersetzen, die Gewalt gegen Frauen legitimieren, herunterspielen oder sogar fördern. „Misogynie und sexistische Denkmuster müssen aktiv bekämpft werden. Maßnahmen, die die Unabhängigkeit und das Empowerment von Frauen fördern, sind in weiterer Folge auch Maßnahmen gegen Gewalt an Frauen.“ Dazu gehört auch, dass Österreich die Konvention 190 über die Beseitigung von Gewalt und Belästigung der Internationalen Arbeitsorganisation ILO endlich ratifiziert. Wie auch meine Kollegin Marion Polaschek (UG) schon in ihrer Presseaussendung ausführte.

2. Versagen der Behörden: Zu oft werden Warnsignale ignoriert und Opfern nicht rechtzeitig geholfen. Die Strafverfolgungsbehörden müssen besser geschult und sensibilisiert werden, um die Bedürfnisse und Sicherheit von Frauen in Notlagen zu gewährleisten.

3. Mangelnde Ressourcen: Unterstützungseinrichtungen für Frauen, die Opfer von Gewalt geworden sind, müssen ausgebaut werden. Der Zugang zu Frauenhäusern und Beratungsstellen muss niederschwellig sein. Aus Studien wissen wir, dass die Angebote den Frauen oft nicht bekannt sind. Hier ist es wichtig, auf breite Informationskampagnen zu setzen.

4. Politische Verantwortung:
 Die Regierung muss ihre Verantwortung ernst nehmen und weitere Maßnahmen zur Bekämpfung von Femiziden ergreifen. Schöne Worte und Betroffenheit reichen nicht aus – es bedarf konkreter politischer Maßnahmen und mehr Investitionen in Opferschutz und Prävention. Dieser muss Bund, Länder und Gemeinden umfassen. Dazu gehört auch der Ausbau von Präventionsprojekten wie „StoP-Stadtteile ohne Partnergewalt“ in allen Gemeinden und Städten.

Wir können nicht weiterhin tatenlos zusehen, wie Frauenleben aufs Spiel gesetzt werden. Darum auch unser Appell an Frauenministerin Raab: Betroffenheit ist zu wenig. Sie müssen mehr tun! Die bisherigen Maßnahmen sind ganz offensichtlich ungenügend.”, so Karin Stanger abschließend.

Hier geht es zur Presseaussendung.

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Verweise:

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